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Karl Heinzen und der Terrorismus

Er befürwortete terroristische Aktionen aus der Luft. Er war überzeugt, dass terroristische Aktionen auf internationaler Ebene stattfinden müssten. Und er war überzeugt, dass international koordinierter Terrorismus den Gang der Weltgeschichte beeinflussen könne. Die Rede ist hier nicht von Osama Bin Laden oder vom "Islamischen Staat", sondern vom deutschen Republikaner und Radikaldemokraten Karl Heinzen, der um die Mitte des 19. Jahrhunderts ein Grundlagendokument des modernen Terrorismus schrieb. Heinzens Artikel "Der Mord" erschien erstmals am 26. Januar 1849 in der Bieler Zeitung "Die Evolution".



Als Karl Heinzen am 12. November 1880 in Boston starb, wurde das politische Engagement des deutschen Emigranten in breiten Kreisen gewürdigt. Auf seinem Grabstein war zu lesen: "Freiheit beflügelte meinen Geist, Wahrheit verjüngte mein Herz".  In radikalen Kreisen der USA galt er als der "Weise von Roxbury", und besonders geachtet wurde sein publizistisches Engagement gegen die Sklaverei und für das Frauenstimmrecht. Heinzens international wohl bekanntester Text widerspiegelt jedoch eine andere Weltanschauung. In den Jahren 1849 und 1850, also kurz nach dem Scheitern der demokratischen Revolutionen in Europa, lebte er oft in tiefer Verzweiflung.  Im schweizerischen und im englischen Exil warb der erbitterte Gegner der europäischen Monarchien für terroristische Kampfmethoden.
In Heinzens Artikel "Der Mord", erschienen am 26. Januar 1849 in Biel, finden sich erschreckende Worte, welche die Massenmorde der totalitären Systeme des 20. Jahrhunderts vorwegnehmen: "Muss man einen halben Welttheil in die Luft sprengen und ein Meer von Blut vergiessen, um die Barbarenpartei zu ruiniren, so soll man kein Bedenken tragen. Der hat kein republikanisches Herz im Leibe, der nicht die Genugthuung, eine Million Barbaren unter die Erde zu bringen, freudig mit seinem Leben bezahlte."

Heinzens Sympathien für terroristische Methoden wurzelten grösstenteils in der tiefen Frustration, die er nach dem Sieg der europäischen Monarchien über die demokratischen und republikanischen Kräfte empfand. Der Zusammenhang zwischen Heinzens persönlicher Frustration und seiner Kompromisslosigkeit zeigte sich  auch während seines letzten Exils in Europa: Nachdem er im September 1849 die Schweiz verlassen hatte, versuchte Heinzen vergeblich, die deutschen Exilierten in London für seine Ideen zu gewinnen. Friedrich Engels wandte sich öffentlich gegen ihn, und in einer Situation tiefer persönlicher und politischer Entfremdung schrieb der Angegriffene den Text "Mord und Freiheit", in dem er seine Rechtfertigung des Terrorismus bekräftigte. Dass Heinzen - wie zahlreiche andere enttäuschte Vorkämpfer der 1848er-Revolution - bald darauf in die USA emigrierte, lässt den Schluss zu, dass sein Glaube an den Terrorismus als Instrument des Fortschritts nicht von langer Dauer war.

Dokument
Persönlichkeiten§Ideologien£

Karl Heinzens Grab

Karl Heinzens Grab in Jamaica Plain bei Boston, Massachusetts, USA. Quelle: Jen Snoots, findagrave.com 2007


Persönlichkeiten§Schriftliche Dokumente£

Karl Heinzens Grab, Inschrift

Karl Heinzens Grab, Inschrift Quelle: Jen Snoots 2007


Zeitungen und Zeitschriften§Politische Aktivitäten§Ideologien§Ein- und Auswanderung£

Die Evolution, Biel, 1849

Die Evolution, Biel, 1849. Quelle: Schweizerische Nationalbibliothek, Bern 1849


Ideologien£

Der Mord - Die historische Bedeutung des Textes

Aus der Sicht mehrerer Historiker schrieb Heinzen 1849 einen für die Geschichte des Terrorismus bemerkenswerten Text, der manches, was spätere Terrororganisationen oder totalitäre Systeme in die Tat umsetzten, gedanklich vorwegnahm.... Quelle: 2000



Politische Aktivitäten§Ein- und Auswanderung§Persönlichkeiten§Ideologien§Auslandpolitik£

Warum Heinzens Text in Biel erschien

Johann Philipp Beckers Kampf  für ein demokratisches und einiges Deutschland

Obwohl Karl Heinzen sich nie in Biel niedergelassen hat, erschien sein Grundlagentext zum Terrorismus in Biel. Diese Tatsache hat vo... Quelle: Diverse 2011



Porträts§Persönlichkeiten£

Amand Goegg, 1849

Auch der später vorübergehend in Biel lebende Amand Goegg nahm am Aufstand der Demokraten und Republikaner in Baden teil - allerdings ein wenig später als Becker und Heinzen. Quelle: Um Renchen und Grimmelshausen, Grimmelshausen-Archiv, Renchen 1849


Politische Aktivitäten§Ein- und Auswanderung§Persönlichkeiten§Arbeiterbewegung£

Johann Philipp Becker

Johann Philipp Becker hatte wegen demokratischer und nationaler Aktivitäten 1838 in die Schweiz flüchten müssen. Am 25. 1. 1839 erhielt er das Niederlassungsrecht in Biel, wo er gemeinsam mit Ernst Schüler einen Wein- und einen Uh... Quelle: -1848


Porträts§Persönlichkeiten§Ein- und Auswanderung£

Johann Philipp Becker

Im Jahr 1849 war Johann Philipp Becker Oberbefehlshaber der badischen Volkswehren. Quelle: Stadtarchiv Frankenthal 1849


Zeitungen und Zeitschriften§Politische Aktivitäten§Schriftliche Dokumente£

Die Revolution - die erste Ausgabe der von Johann Philipp Becker publizierten Zeitung

Die erste Ausgabe der Zeitung "Die Revolution". Quelle: Robert 1848


Politische Aktivitäten§Schriftliche Dokumente§Wertschriften£

Schuldschein zu Gunsten der deutschen Republik, signiert von Johann Philipp Becker

Schuldschein zu Gunsten der deutschen Republik, signiert von Johann Philipp Becker.  Ein "freiwilliges Anlehen zu Gunsten der deutschen Republik" wurde am 21. September 1848 emittiert, unterzeichnet von Struve und Karl Heinzen sow... Quelle: Robert Grimm, Geschichte der Berner Arbeiterbewegung, Bern 1913 um 1848


Politische Aktivitäten§Ein- und Auswanderung§Schriftliche Dokumente§Vereinswesen£

Mitgliedskarte des Republikanischen Wehrbundes, 1848

Mitgliedskarte des Republikanischen Wehrbundes, 1848. Quelle: Robert Grimm, Geschichte der Berner Arbeiterbewegung, Bern 1913 1848


Zeitungen und Zeitschriften§Gebäude§Politische Aktivitäten£

Das Schädelismatt-Gut in Biel, um 1870

Das Schädelismatt-Gut zwischen der Sesslerstrasse und der Florastrasse in Biel, um 1870. Der Name des Guts geht auf die ehemalige Flurbezeichnung «Schädelismatte» zurück. In diesem Gebäude wurde vom Dezember 1848 bis a... Quelle: Muhmenthaler / Die Nidaugasse, 1928 um 1870