Historisches Archiv der Region Biel, Seeland und Berner Jura

Biels erste Kontakte mit der Aviatik

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Der erste Flugtag vom 30. Oktober 1911

Der erste Flugtag in Biel fand 1911 statt, nur acht Jahre nach dem allerersten Motorflug der Gebrüder Wright. Den Organisatoren gelang es, berühmte Flugpioniere wie François Durafour, Emilio Taddeoli und René Grandjean für den Anlass zu gewinnen. Noch zeigte sich aber, mit welchen Risiken und Grenzen diese Form der motorisierten Fortbewegung behaftet war: Der für Sonntag, den 15. Oktober vorgesehene Anlass musste wegen der Gedenkfeier für einen verunglückten Piloten verschoben werden, und am übernächsten Sonntag blies der Wind zu stark. 
Die Preise, die für den Anlass vorgesehen waren, zeigen die damaligen Möglichkeiten der Aviatik: Der Handelspreis von 500 Franken sollte an den Piloten gehen, der sich am längsten in der Luft halten konnte - die minimale Flugdauer musste 15 Minuten betragen. Der Industriepreis wurde für die grösste Zahl von Flügen vergeben, im Minimum wurden drei Flüge von wenigstens fünf Minuten Dauer erwartet. Den Preis der Uhrenfabrikanten in der Höhe von 800 Franken konnte der Pilot gewinnen, der die grösste Höhe errreichte - es mussten aber mindestens 500 Meter sein. Der begehrteste Preis wurde von der Uhrenfabrik Omega gestiftet: Wer zuerst das Kurhaus Magglingen überflog, durfte einen goldenen Chronometer entgegennehmen.

Am Montag, 30. Oktober waren die Verhältnisse endlich ideal. Die Nachricht von der Durchführung des Flugtages verbreitete sich wie ein Lauffeuer, so dass bereits weit über tausend Personen zugegen waren, als Durafours Flugzeug im Verlauf des Vormittags am Südende des Bahnhofes eintraf. Durafours Zweidecker erhob sich in die Lüfte, zog in einer eleganten Schlaufe über Pappeln entlang des Nidau-Madretschweges, überflog die Nidaumatten und kurvte über den See, bevor er sich auf den Rückweg begab und über den Startplatz hinweg nach dem Mettfeld flog. Dort gelang Taddeoli ein erster Flug über den Büttenberg.

Am Nachmittag fand der eigentliche Flugtag auf dem Mettfeld statt. Die Schulen und die grossen Uhrenfabriken hatten dem Personal beziehungsweise der Schuljugend frei gegeben, so dass der Anlass vor einer grossen Menge stattfinden konnte. Die Piloten gaben von Anfang an ihr Bestes, um den einen oder anderen der ausgesetzten Preise zu erwerben:

Um 15 Uhr 30 erhob sich Durafours Zweidecker erneut in die Lüfte, und sein restlos gelungener Flug dauerte über 13 Minuten.

Um 15 Uhr 56 versuchte Taddeoli einen Flug, dabei kam es jedoch zu einem Schaden an einem der beiden Flügel.

Um 16 Uhr 02 startete Grandjean, musste aber wegen eines Schadens an seinem Eindecker  bereits nach 2 Minuten wieder landen.

Um 16 Uhr 48 startete Durafour erfolgreich zu seinem dritten Flug, der ihn in 18 Minuten bis nach Avenches bringen sollte.

Um 16 Uhr 58 hatte Taddeoli seine Maschine repariert und konnte einen schönen Flug von 8 Minuten Dauer ausführen.

Am Schluss des Flugtages wurden die Preise wie folgt vergeben: Mit drei Flügen von insgesamt 41 Minuten und 57 Sekunden Dauer gewann Durafour den Preis von 800 Franken. Obwohl es ihm wegen des Höhenwindes nicht gelungen war, die Höhe des Kurhauses Magglingen zu übertreffen, gewann er auch den goldenen Chronometer. Taddeoli gewann den Preis von 500 Franken, er hatte zwei Flüge von insgesamt 11 Minuten und 15 Sekunden ausgeführt und dabei eine Höhe von 300 Metern erreicht. Der dritte Preis ging an Grandjean, der zwei Flüge von insgesamt 5 Minuten und 5 Sekunden Dauer ausführte.

Das Bieler Luftvelo

Einen ganz besonderen Zugang zur Luftfahrt bot der Bieler Wagner Zehnder, der auf den Sonntag, 1. Dezember 1912 zur Besichtigung des von ihm erfundenen und konstruierten Luftvelos aufrief. Gegen 50 Rappen Eintritt konnte das einzigartige Gefährt in der Bieler Reithalle besichtigt werden.

Ein "Langstreckenflug"

Im Jahr 1913 wurde die Stadt Biel wohl zum ersten Mal von einem Flugzeug überflogen, das eine längere Strecke zurücklegte. Der Aviatiker Favre aus Neuenstadt überquerte die Stadt auf seinem Flug von Solothurn nach Avenches. Für die Strecke von 52 Kilometern benötigte er nur 22 Minuten.



Autor: Christoph Lörtscher / Quelle: 1900
Format: Christoph Lörtscher